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Weltgebetstag - 1. März 2024 - Palästina
"...durch das Band des Friedens "


Der ökumenische Wortgottesdienst am "Weltgebetstag der Frauen" stand in diesem Jahr im Zeichen des von terroristischen Gewaltakten begleiteten Überfalls der Hamas auf israelische Siedlungen am 7. Oktober 2023 und des daraufhin erfolgten gewaltsamen Einsatzes der israelischen Armee im Gazastreifen mit einer großen Zahl von Toten unter den Terroristen und bei der Zivilbevölkerung.
Weil aber die Vorbereitungen für die Liturgie schon lange vor dem Oktober 2023 beendet waren und Palästina als Beispielland für den Weltgebetstag schon vor Jahren feststand, entschloss man sich trotz aller widrigen Umstände zur Feier des Gottesdienstes und zum Gebet für Frieden weltweit auch und gerade im "Heiligen Land".



Der Ölzweig ist das Motiv des Weltgebetstages 2024.
Ein Anliegen des Weltgebetstages ist es, den Frauen des aktuellen Beispiellandes,
in diesem Jahr vertreten durch
die christlichen Palästinenserinnen,
ein Forum anzubieten, auf dem sie
von ihrem Glauben, aus ihrem Leben
und von ihrer Sehnsucht nach Frieden berichten und so ihre Stimme zu Gehör bringen können.
Wie in jedem Jahr so stellte
Frau Katharina Späth auch diesmal
die außergewöhnlichen Probleme vor,
mit denen die Menschen dieser Region
und vor allem die Frauen dort
zu kämpfen haben.
Um den Zuhörern einen sachkundigen und emotionalen Zugang zur aktuellen Lage zu verschaffen, informierte sie
in einem kurzen Vortrag
über die Geschichte und Kultur
des Beispiellandes.

Viele der Schwierigkeiten, die das Leben und den Alltag der Palästinenserinnen belasten, haben ihre Ursache in den kurz- bzw. langfristig sich auswirkenden Folgen des Nahostkonfliktes.
Seit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches am Ende des ersten Weltkriegs, nehmen die Auseinandersetzungen um die Frage: "Wem gehört eigentlich das Land?" zwischen der ansässigen arabischen Bevölkerung und den jüdischen Einwanderern kein Ende.
Dieser lange und vielschichtige Konflikt hat auf beiden Seiten viel Unglück und Leid hervorgerufen. Schon die Staatsgündung Israels 1948 löste sofort einen Krieg aus. Der arabisch-israelische Krieg 1948/49, in dem sich der neugegründete Staat Israel gegenüber den Angriffen der arabischen Nachbarn durchsetzte, führte zur Flucht und Vertreibung eines großen Teils der arabisch-palästinänsischen Bevölkerung aus ihrer Heimat. Dieses als "Nakba" (Katastrophe) in den arabischen Sprachgebrauch eingegangene Ereignis ist bis heute Bestandteil palästinänsischer Identität.

Auch in dem seit dem Sechstagekrieg 1967 besetzten Westjordanland reißen die Konflikte nicht ab.
Die von konservativen israelischen Kräften unterstützte Siedlungspolitik
und die zum Schutz der jüdischen Bevölkerung errichteten Mauern, Sperranlagen und Checkpoints erschweren und behindern das Leben und die wirtschaftliche Entfaltung der Palästinenser und Palästinenserinnen erheblich. So können sie nur schwer
ihre Arbeitsplätze in Israel erreichen,
wo sie hauptsächlich auf dem Bau,
in der Pflege oder als Reinigungskräfte tätig sind. Ein wichtiger Erwerbszweig
ist die Olivenholzschnitzerei.
Die Landwirtschaft, in der vor allem
der Ölbaum und Zitrusfrüchte kultiviert werden, leidet oft unter mangelnder Versorgung mit Wasser, die vom Staat Israel kontrolliert wird.
  

Sperranlagen in der Nähe von Jerusalem

In dem Land, das auch als Wiege des Christentums gilt, sind nur etwa 2% der Bevölkerung Christen gegenüber 98% sunnitischen Muslimen. Die christliche Minderheit, die sich in mehrere Konfessionen aufspaltet, gilt allerdings als einflussreich in der Bevölkerung.
Viele Krankenhäuser werden von christlichen Trägern betrieben. Bildung und Ausbildung haben einen hohen Stellenwert. Unter den Mitgliedern der Familien besteht ein großer Zusammenhalt, wobei die Erziehung der Kinder allerdings immer noch Sache der Frauen ist.

Gemeindereferentin Manuela Buchhauser entzündete die Weltgebetstagskerze und eröffnete den Gottesdienst mit dem Gruß: "Friede sei mit euch - Salaam" .
Für das Motto der Gebetsstunde "... durch das Band des Friedens", hatten die palästinensischen Christinnen eine Stelle aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Ephesus (4. Kapitel, Verse 1-7) ausgewählt.




ein Friedensband illustriert das Motto der Gebetsstunde.

Die Palästinenserinnen stellen sich
und auch uns die Frage: Kann der Wunsch des Apostels, "ertragt euch gegenseitig in Liebe"
und seine Zusicherung, "der Frieden ist
das Band, das euch alle zusammenhält"
,
uns Mut machen, das Leben so auszurichten, dass ein dauerhafter
und gerechter Friede möglich wird?

Die Lebensgeschichten von
drei palästinensischen Christinnen,
machen Hoffnung,
dass dies gelingen kann.

Die Frauen aus dem örtlichen Weltgebetstagskomitee führten abwechselnd die Gemeinde
durch die einzelnen Abschnitte
der Gebetsordnung.
Sie gestalteten auch die Gebetsmitte.
Eine Flagge Palästinas wurde dazu
mit charakteristischen Gegenständen
aus dem Beispielland dekorativ ausgestattet. Man hatte auch nicht vergessen, einen Ölbaum zu besorgen.

Die Frauensinggruppe "Sing`n Swing"
, unter der Leitung von Frau Judith Brunner – Schebrich, begleitete
die Gottesdienstgemeinde beim Gesang und sorgte für eine besinnliche und intime Atmosphäre.

Mit der Aussendung der Gemeinde und dem Segen ging die Gottesdienstfeier
zu Ende.




Auf der Flagge Palästinas waren
für das Land typische Pflanzen,
Früchte, Gewürze
und Bestecke aus Olivenholz verteilt.





Platte mit Gewürzen, Nüssen und Trockenfrüchten


Bevor man den Abend
mit einem gemütlichen Beisammensein ausklingen
ließ,
dankte Frau Buchhauser
allen Mitwirkenden:
den Gottesdienstbesuchern für`s Mitbeten und Mitsingen,
der Frauensinggruppe und ihrer Leiterin
für die musikalische Gestaltung,
den Köchinnen, die die leckeren Gerichte vorbereitet hatten,
allen, die die Tische so schön dekoriert hatten und vor und hinter den Kulissen für Ordnung sorgten
und nicht zuletzt den Frauen des örtlichen Weltgebetstagskomitees.

Die Kollekte kommt einem Projekt des Weltgebetstags vor Ort zu Gute.

 Text: pz; Bilder: pz, Materialien des Weltgebetstagskomitees