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Darstellung des Herrn


Zahlreiche Gläubige feierten am 2. Februar, dem Lichtmesstag, das Ende des Weihnachtsfestkreises. In einer Lichterprozession zogen die Gottesdienstteilnehmer vom Pfarrheim zur Kirche. Die feierliche Messe, mit der auf die Thematik des Festtages abgestimmten Katechese, wurde vom Kirchenchor musikalisch gestaltet.

Wortlaut der Katechese:

Noch einmal fällt das Licht von Weihnachen in den dunklen Februar, und wieder ist es Advent, der Advent zweier alter Menschen, der Advent zweier jung gebliebener Kirchgänger.

Noch einmal bekommen alte Augen etwas Schönes zu sehen. Im Februar wird das Tageslicht um 1 ¾ Stunden länger. Und während wir hoffend in das wachsende Licht des Februars schauen, feiern wir das winzig kleine Licht, das sich in alten Augen spiegelt, Lichtmess, die Lichterprozession heiliger Eltern mit ihrem heiligen Kind in das Heiligtum, wo sie erwartet werden.
Sie werden erwartet von zwei Menschen, die im Alter Advent feiern. Für zwei alte Juden wird es Weihnachten, sie suchen Begegnung mit dem, der doch eines Tages kommen wird. Ihnen wird diese Begegnung geschenkt. Wir wissen von ihnen nur, weil sich ihr Warten erfüllt hat, dieser kurze Augenblick.
Auf ihn haben sie gewartet und sind nicht davongelaufen. Sie wollen da sein, dabei sein, wenn es geschieht. Hanna, die kein Kind geboren hat, darf jetzt dieses Kind halten. Gott lässt sich halten, er wird weitergereicht, er feiert in den Händen Begegnung mit zweien, die guter Hoffnung sind.
Haben sie ihre Zeit verschwendet? 30 Jahre lang mussten sie sich das Lachen der anderen anhören. Was für eine Geduld, durchzuhalten, seine ganze Hoffnung auf diese dunkle Verheißung setzen! Sie hätten auch resignieren können, bitter werden können. Stattdessen: Zwei Menschen, die noch nicht mit ihrem Leben abgeschlossen haben. Was für wache Augen, die an einem Kind ablesen: Der ist der Ersehnte!

Dieses kleine Licht? Die Eltern sahen so gewöhnlich, so durchschnittlich aus. Sie bringen ihr Kind zur Darstellung. Warum kommt Christus zu alten Menschen? Zu Menschen, die „ihr Leben hinter sich haben“? Sie, diese beiden jungen Alten, haben das Leben in Wahrheit vor sich liegen!
Hier begegnen sich zwei Welten, Gegensätze – Provinz und Stadt, Alltag und Fest, draußen und drinnen, jung und alt, der Messias und sein Volk, wartende Menschen und die Hoffnung, die ihnen übergeben wird in die runzeligen Hände. Zwei Welten und Generationen begegnen sich!
Maria schenkt den beiden für einen Augenblick Christus. Haltet ihn einmal. Jetzt habt ihr ihn für euch, für euer Volk. Und Simeon will ihn nicht allein für sich, er singt ein Lied und sieht in diesem Kind den, der kommt zur Erleuchtung der Heiden.
Hier funkeln alte Augen. Augen von Kindern und alten Menschen sind etwa gleich groß. Die Augen wachsen nicht, wie die anderen Körperteile. Mit den Augen eines Kindes schauen sie und staunen: Denn in dieser Begegnung geht ihnen Gott auf, leuchtet ihnen Gott ein. Sie sehen ein gewöhnliches Kind und sehen doch mehr, weil sie warten gelernt haben. Sie sehen ein Kind und unterscheiden es von möglichen anderen.

Auch wir sehen jetzt nur uns und dürfen den Geist Gottes unter uns glauben. Wir schmecken nur Brot und glauben an die Eucharistie, wir hören nur unsere Worte und glauben, dass der Geist sie wandelt zum Gebet.
Die Statistik und der so genannte gesunde Menschenverstand sagen uns: Die Kirche gehört der Jugend. Sie ist die Zukunft der Kirche. Wenn ich mir die Aussagen dieses Festtages anschaue, dann glaube ich, dass die alten Menschen genauso die Zukunft der Kirche sind.
Heute redet nicht die Statistik, sondern das Fest der Begegnung des Herrn: Die Zukunft der Kirche liegt in den Händen wartender alter Menschen.