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ADVENT 2013-Altargestaltung -1. Advent

Ich bin ein Hirte, ein einfacher Mann. Nichts Besonderes. Sind Sie sicher, dass Sie mit mir sprechen wollen? Normalerweise kommt keiner auf so eine Idee. Wissen Sie, wir sind nicht besonders gut angesehen. Hirten haben einen schlechten Ruf.
Warum? Na ja, es gibt halt auch unter uns „schwarze Schafe“. Der eine oder andere unterschlägt schon mal ein Tier… Nicht wirklich schlimm, oder?
Nein, die Tiere gehören uns nicht. Wir sind nur vom Besitzer angestellt. Unsere Aufgabe ist es, aufzupassen und Wache zu halten. Und wenn mal was passiert, wenn mal ein Wolf kommt, bei dem geringen Lohn den wir bekommen, kann doch keiner erwarten, dass wir dann bei der Herde bleiben, oder?
Doch es gab eine Nacht, in der alles für mich anders geworden ist. Eine Nacht hat alles verändert.
Wie das damals in jener Nacht war, fragen Sie?
Nun, es war eigentlich eine Nacht wie jede andere. Es war kalt und wir hatten uns ein Feuer angezündet. Einer musste immer wach bleiben, der Rest durfte schlafen. Als ich Wachdienst hatte, geschah es: Der Himmel wurde hell. Ich habe die anderen geweckt. Es war, als ob uns Engel erschienen wären. Und wir wussten: In dieser Nacht ist der geboren, auf den wir immer gewartet haben, der Messias. Wir sind gleich losgelaufen nach Betlehem, und wir haben ihn gefunden, den Messias.
Wie er war? Ganz anders, als wir es erwartet haben. Er war einer von uns. Das Kind einfacher Leute war er. Aber es ging ein Glanz von diesem Kind aus, das in einer einfachen Futterkrippe lag. Wir wussten: Wenn das der Messias ist, wenn der Messias einer von uns ist, dann müssen wir mithelfen, dass sein Reich unter uns anbrechen kann.
Warum ausgerechnet wir ihn in dieser Nacht gefunden haben? Das habe ich mich auch schon gefragt. Er hat wohl die einfachen Menschen gemocht. Später hat er viel von seinem Reich erzählt. Er konnte so wunderschön erzählen, so dass wir einfache Leute es auch verstanden. Er hat von zwei Männern erzählt, die auf einem Feld arbeiten – und von zwei Frauen, die mit derselben Mühle malen. Eine ist nur mitgenommen worden, auch ein Arbeiter wurde zurückgelassen. Wir hatten wohl besonderes Glück, dass wir gerade in dieser Nacht auf dem Feld waren. Ich hatte Glück, dass ich diese Nacht nicht verschlafen habe.
Was sich geändert hat in meinem Leben? Ich habe mir geschworen, die vielen Chancen meines Lebens nicht mehr zu verschlafen. Wach sein für das, was Gott mir zeigen will, das habe ich in dieser Nacht gelernt.


Text: pz