Geistliche Impulse


Gedanken zum Fest Erntedank

Einmal im Jahr kommen wir in unserer Kirche zusammen, um Erntedank zu feiern. Der Altarraum ist festlich dekoriert. Früchte, Gemüse und Blumen sind
das Ergebnis eines arbeitsreichen Jahres.
Der Herbst belohnt uns mit schönem Wetter, reicher Ernte und leitet eine ruhigere Zeit ein - den Winter - in der wir weniger (Garten)Arbeit haben.

   




In vielen Gottesdiensten zuvor spricht der Priester am Ende
des Gottesdienstes den Wettersegen:


"Gott der allmächtige Vater segne euch und schenke euch gedeihliches Wetter, er halte Blitz, Hagel und jedes Unheil von euch fern.
Er segne die Felder, die Gärten und den Wald und schenke euch die Früchte der Erde.
Er begleite eure Arbeit, damit ihr in Dankbarkeit und Freude gebraucht,
was durch die Kräfte der Natur und
die Mühe des Menschen gewachsen ist.

Das gewähre euch der dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen" .

Wie oft hören wir diesen Segen und achten doch nicht auf den Inhalt?
Mit diesem Segen bitten wir Gott das seinige dazuzutun, damit unsere Bemühungen zu einem Erfolg werden.

Das Wetter ist etwas, was wir Menschen nicht beeinflussen können.
Aber schon bei Feldern, Gärten
und Wald sieht es anders aus.

Was wird auf den Feldern angebaut?
Wie viel Dünger bringen wir aus? Werden Pestizide, Herbizide oder Fungizide verwendet?
Schauen wir nur auf Gewinnoptimierung um jeden Preis, oder achten wir auch noch
auf unsere Umwelt?
Wie gehen wir mit der Ernte um?






   




Wie viel ist uns unsere Ernährung wert?

In den 1950er Jahren mussten
die Menschen in Deutschland noch 40-50% des Einkommens für Lebensmittel ausgeben.
Heute investieren die Menschen gerade einmal knapp13% ihres Einkommens für Essen und Trinken.

Wir alle sind für ein besseres Tierwohl.
Wir wollen, dass die Landwirte für ihre Arbeit ein auskömmliches Einkommen erhalten.
Wir sagen, dass es uns nicht stört,
wenn die Gurke zu krumm, der Apfel etwas fleckig ist oder sonst etwas nicht perfekt der Norm entspricht.

Und dennoch werden jedes Jahr ca. 4 Millionen Tonnen an Lebensmitteln schon beim Erzeuger vernichtet, weil sie nicht den hohen Anforderungen des Handels entsprechen.
Noch wesentlich erschreckender jedoch ist die Tatsache, dass dazu noch weitere 11 Millionen Tonnen an Lebensmitteln kommen, die auf dem Weg vom Hersteller bis zum privaten Haushalt entsorgt werden - das entspricht einem Geldwert von ca. 25 Milliarden Euro.

Vielleicht sind unsere Lebensmittel zu günstig, um sie entsprechend Wert zu schätzen.

Vielleicht haben wir ein schlechtes Gewissen, um genauer darüber nachzudenken.

Vielleicht sind wir uns der Verschwendung einfach nur nicht bewusst.

Wir alle arbeiten schwer für unser Geld. Dabei vergessen wir vielleicht manchmal, dass auch viele Menschen schwer arbeiten dafür, dass wir gutes Essen und Trinken in unseren Lebensmittelläden kaufen können.

Wir in Deutschland haben das Glück,
dass wir den Wasserhahn aufdrehen können, dass immer Wasser kommt
und dass dieses Wasser in den meisten Fällen Trinkwasserqualität hat.

Wir in Deutschland haben das Glück
in einem Land zu leben, in dem ausreichend Nahrungsmittel für alle
zur Verfügung stehen.

Nutzen wir das Erntedankfest für die "normalen, selbstverständlichen" Dinge
zu danken.
Eine bewusste, freiwillige Beschränkung auf das "Minimum" kann eine wahnsinnige Bereicherung bedeuten
.





 Text: und Bilder: Stefanie Grünauer