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Weltgebetstag - 2. März 2018 - Surinam
"
Gottes Schöpfung ist sehr gut!"

In unserer Pfarrgemeinde hat sich die Feier des Weltgebetstags der Frauen mittlerweile als eine der Veranstaltungen etabliert, derenTermin fest im Kalender vermerkt wird. So trafen sich auch in diesem Jahr wieder Frauen verschiedener Konfessionen am frühen Abend des ersten Freitags im Monat März zur Feier des Wortgottesdienstes im Pfarrheim.
Frau Elisabeth Gerl, die Vorsitzende des örtlichen Weltgebetstagskomitees, begrüßte die Gäste und ging kurz auf den Leitgedanken des Gottesdienstes, "Gottes Schöpfung ist sehr gut", ein. Gemeinsam, so stellte sie fest, wolle man im Jahr 2018, für die Bewahrung der Schöpfung beten und sich auch persönlich durch entsprechendes Handeln tatkräftig für dieses Anliegen einsetzen.



Das Titelmotiv wurde von Sri Irodikromo gestaltet.
Die in Surinam geborene und in den Niederlanden ausgebildete Künstlerin befasst sich seit einiger Zeit intensiv mit der traditionellen javanischen Batik-Kunst und lässt sich bei ihrer Arbeit von der bunten Vielfalt der unterschiedlichen Ethnien in ihrer Heimat inspirieren.

Damit sich die versammelten Frauen unserer Gemeinde ein Bild von
der Lebenssituation der Frauen in Surinam machen konnten, stellte
Frau Katharina Späth anschließend
das Beispielland im Rahmen einer Power Point - Präsentation vor, bei der sie eine informative Bestandsaufnahme
zu Natur, Landschaft, Geschichte und Gesellschaft des südamerikanischen Landes anbot.
Surinam, das kleinste Land Südamerikas mit einem Staatsgebiet, das weniger
als die Hälfte der Fläche Deutschlands umfasst, liegt im Nordosten
des südlichen Teilkontinents.
Das dort vorherrschende subtropische Klima hat eine vielfältige Flora und Fauna mit über 1000 verschiedenen Arten von Bäumen hervorgebracht.
Etwa 90 % des Landes sind von zum Teil noch unberührtem Regenwald bedeckt. Besonders schützenswert sind
die riesigen Meeresschildkröten, deren Eier als Delikatesse gelten.

Das kleine Land mit einer Bevölkerung von etwa einer halben Million Menschen ist ein ethnischer, religiöser und kultureller Schmelztiegel. Der größte Teil lebt in Küstennähe. In der Hauptstadt Paramaribo wohnen jedoch die meisten Einwohner des Landes.
Der Ursprung der ethnischen Vielfalt Surinams liegt in der Kolonialzeit. Auf den Plantagen, des erst von den Briten und dann von den Niederländern beherrschten Landes arbeiteten zunächst neben Einheimischen auch aus Westafrika verschleppte Sklaven. Ihre Nachkommen, die Maroons und die Kreolen, sind heute die größten Bevölkerungsgruppen. Nach dem Ende der Sklaverei 1863 wurden Menschen aus Indien, China und Java als Vertragsarbeiter angeworben. Neben Einwanderern aus Europa gibt es auch Zuwanderung aus dem Nahen Osten und den Nachbarländern.

Etwa die Hälfte der Bevölkerung von Surinam ist christlich geprägt.
Die beiden einflußreichsten christlichen Gemeinschaften sind die römisch-katholische Kirche und die Herrnhuter Brudergemeine.
Da die Wirtschaft des 1975 unabhängig gewordenen Landes in hohem Maß abhängig vom Export von Rohstoffen ist, vor allem von Gold und Öl, beeinflussen schwankende Weltmarktpreise den Haushalt des Landes besonders. So ist das einst gut ausgebaute Sozialsystem kaum noch finanzierbar und das gesellschaftliche Gleichgewicht ist mittlerweile empfindlich gestört.
Diese Entwicklung wird besonders
für Frauen und Mädchen zum Problem.
Die Gestaltung des Gottesdienstes hatten auch in diesem Jahr die Frauen des örtlichen Weltgebetstagskomitees zusammen mit unserer Gemeindereferentin Frau Edeltraud Herrmann übernommen.
Nach der Eröffnung stellten sie mit verteilten Rollen die Lebenssituatuion von Frauen der verschiedenen Ethnien dar, aus denen sich die Bevölkerung Surinams zusammensetzt:
Von Alima - aus dem Volk der Arawak, das zu den Ureinwohnern zählt und Muyinga - deren Vorfahren versklavte Afrikaner waren, die jetzt im tropischen Regenwald im Landesinneren leben.
Von Mei Ling
- ihre chinesischen Vorfahren arbeiteten auf den Plantagen an der Küste und Carolina - einer Kreolin, die einen Europäer als Vater und eine Mutter afrikanischer Abstammung hat.
Von Willemien
- ihre Vorfahren kamen aus den Niederlanden und ließen sich als Bauern nieder.
Von Shanti
- deren Vorfahren aus Indien und Kartini - deren Vorfahren aus Indonesien stammen und als billige Arbeitskräfte ins Land geholt wurden.

    

Frauen der verschiedenen Ethnien Surinams
Am Ende der Schöpfungserzählung aus dem Buch Genesis, die in der Lesung vorgetragen wurde findet sich der Satz: "Und Gott sah alles an, was er geschaffen hatte, und sah: Es war alles sehr gut."



Gemeindereferentin Edeltraud Herrmann hatte in der Gebetsmitte für das Beispielland typische Elemente,
Tiere, Blumen, Früchte, Gemüse sowie Bildmaterial
dekorativ arrangiert.


Von diesem abschließenden Urteil Gottes über das, was er geschaffen hatte, ließen sich die Frauen inspirieren und dachten darüber nach,
wie sie konkret Verantwortung für Klima und Umwelt übernehmen könnten,
um die Schöpfung Gottes, unsere Erde, für diejenigen zu erhalten, die nach uns kommen.

Sie forderten von sich selbst und den Frauen weltweit ihr Denken und Tun
in vielen Bereichen zu verändern und verpflichteten sich ganz konkret dazu, Müll zu vermeiden oder wiederzuverwerten, für den Schutz der Meeresschildkröten und Regenwälder und für saubere Gewässer zu sorgen. Aber auch dem Schicksal alleinerziehender Mütter und ihrer Kinder, der Not von Menschen mit seelischer und körperlicher Behinderung und den Sorgen der Flüchtlinge sollte Beachtung geschenkt werden.
Diese Haltung wird, wie Frau Herrman in einer Meditation zum Titelbild ausführte, verkörpert von einer farbigen Frau, einer Kreolin, die hier gezeigt wird, wie sie mit geschlossenen Augen kraftvoll und selbstbewußt ihren Weg geht.
Dabei wird offengelassen, wer diese junge Frau ist.
Ein Vorbild, ein Wunsch-Bild oder doch eher ein Denkanstoß? Als Symbol von Würde und Rückhalt für all die verschiedenen Bürgerinnen Surinams, für all die Mädchen und Frauen weltweit – oder nur für uns selbst?

Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes
war die Frauensinggruppe "Sing&Swing" unter der Leitung von
Frau Judith Brunner – Schebrich verantwortlich.

Die für die Liturgie vorgesehenen Lieder
wurden gekonnt interpretiert und instrumental begleitet.
    
   

Nach dem Gottesdienst konnte man den Abend bei einem gemütlichen Beisammensein ausklingen lassen. Dafür hatten wieder viele fleißige Hände leckere landestypische Gerichte vorbereitet.







  
Bevor man zum gemütlichen Teil
des Abends überging, bedankte sich Gemeindereferentin Edeltraud Herrmann bei allen Mitwirkenden,
bei den Gottesdienstbesuchern
für`s Mitbeten und Mitsingen,
bei der Frauensinggruppe und ihrer Leiterin für die musikalische Gestaltung, bei den Köchinnen, die die leckeren Gerichte vorbereitet hatten,
bei allen, die die Tische so schön dekoriert hatten und vor und hinter
den Kulissen für Ordnung sorgten
und nicht zuletzt bei den Frauen
des örtlichen Weltgebetstagskomitees,
Frau Elisabeth Gerl, Frau Erna Glück, Frau Steffi Grünauer, Frau Erika Hoebl, Frau Beate Reuter, Frau Gudrun Schierlinger, Frau Mira Schütz und
Frau Sabine Stich ohne deren fortwährenden Einsatz, Jahr für Jahr, der Weltgebetstag
in unserer Pfarrgemeinde
nicht durchgeführt werden könnte.

 Text: pz; Meditation zum Titelbild: Sabine Schäfer;
 Bilder: Edeltraud Herrmann, pz, Materialien des Weltgebetstagskomitees;