Geistliche Impulse


Allerheiligen  2019

Notburga - Dienstmagd in Eben/Tirol
Idealbild christlicher Nächstenliebe und Frömmigkeit

Wer den Marienaltar im nördlichen Seitenschiff unserer Pfarrkirche "St. Bartholomäus" genauer in Augenschein nimmt, entdeckt in der linken von Säulen und einem Rundbogen verzierten Nische die Figur einer eher unscheinbaren Heiligen.




Marienaltar in der Pfarrkirche Zeitlarn



Im Gegensatz zur heiligen Elisabeth, der hochadeligen Landesfüstin von Thüringen auf der rechten Seite des Altars, hinterlässt sie, angetan mit der einfachen Tracht eines Mädchens vom Land mit Flechtfrisur, beim Betrachter den Eindruck, als handle es sich hier um eine eher volkstümliche Figur.
Anhand der beigegebenen Kennzeichen, Sichel und Ährenbündel, kann man unsere unbekannte Heilige aufgrund ihrer Attribute als die Tiroler Bauernheilige Notburga identifizieren.


Mit dem zurückgenommen leicht schüchternen Ausdruck in Gesicht und Körperhaltung verkörpert die Figur den Typus der "ländlichen Schönen". In der Einfachheit und Schlichtheit dieser jungendlichen Frauengestalt drückt sich das Stilideal der Nazarener aus, das nicht nur diese, sondern den Großteil der Figuren kennzeichnet, mit denen die Ältäre unserer Pfarrkirche geschmückt sind.

Legenden

In der ältesten, noch aus dem Mittelalter überlieferten Erzählung über ihr Leben wird berichtet, dass Notburga auf dem Schloss eines Adeligen als Köchin angestellt war. Dort speiste sie die Armen mit den Resten von der herrschaftlichen Tafel. Doch die hartherzigen Schlossherren untersagten ihr ihr großherziges Tun und befahlen,
dass sie mit den Essensresten die Schweine füttern sollte.
Als sie Notburga, die mit der Speisung der Armen fortfuhr, eines Tages bei ihrer Tätigkeit überraschten, verwandelten sich die Speisen, die sie in ihrer Schürze tug zu Hobelspänen.
Die beiden Kennzeichen unserer Heiligen, Sichel und Ährenbündel beziehen sich auf ihre Tätigkeit bei einem Bauern. Sie hatte ihren Dienst dort unter der Bedingung angetreten, nach Feierabend keine Feldarbeit mehr tun zu müssen. Als eines Tages auf dem Feld Weizen geschnitten wurde und der Bauer von ihr verlangte auch nach dem Gebetläuten noch weiter Weizen zu schneiden, rief sie Gott zum Zeugen für ihr Recht an und hängte dabei ihre Sichel in die Luft, die an einem Sonnenstrahl hängen blieb.




Notburga mit ihren Kennzeichen,
Sichel und Ährenbündel

Leben

In einer von dem Haller Stiftsarzt Hippolyt Guarinoni um 1622 verfassten Lebensbeschreibung wurde Notburga 1265 als Tochter einfacher Hutmachersleute im damals noch bayerischen Rattenberg am Inn geboren. Mit 18 Jahren trat sie auf der nahen Rottenburg in den Dienst als Köchin und Beschließerin bei der dortigen Grafenfamilie. Graf Heinrich II. und seine erste Gemahlin Ottilie waren ihre Herrschaft. Danach arbeitete Notburga auf dem Spießen-Hof bei Eben, bis sie zu Graf Heinrich und seiner zweiten Frau Margaretha zurückkehrte. Sie starb am 14. September 1313.


Verehrung

Das bedeutendste Fest ist der »Notburga-Sonntag«, der jeweils nach dem 13. September begangen wird. Dazu kommen noch heute zahlreiche Besucher, vor allem aus Tirol und Bayern, nach Eben.
Notburga ist Patronin der Dienstboten, der Bauern und der Armen.

Notburga-Gebet

Heilige Notburga

Anwältin der Arbeitenden –

wenn Arbeitslosigkeit uns bedroht,

tritt für uns ein.

Zuflucht in all unseren Nöten -

wenn Menschen in Hunger und Elend

leben,

sei du unser Vorbild der Hilfe.


Beschützerin der Bauern, des Viehs,

der Felder und Fluren -

wenn Natur und Umwelt missachtet

werden,

rüttle uns auf.

Kämpferin für Freizeit und Sonntag –

wenn Sonntag und Freizeit bedroht sind,

sei du uns Mahnung.

Vorbild in der Treue zu Gott -

wenn unser Gottvertrauen schwindet,

sei uns zugegen.


Heilige Notburga, bitte für uns.  Amen.

 Gebet, verfasst vom Ebener Pfarrer Erwin Corazza, um 1992

Text: pz;
Lit.: Roland Götz, https://www.erzbistum-muenchen.de/glaube/heilige-selige/heilige-notburga/69311;
        Kirchenführer, Zeitlarn-Regendorf-Laub, hg. Pfarrgemeinde Zeitlarn, S.12-13;
Bilder: pz;