Frauen - und - Mütterverein


Einkehrtag 2016 - Thema: Zwischen Wellness und Askese – auf der Suche nach dem „Mehr“ .

Zwischen Wellness und Askese – auf der Suche nach dem „Mehr“ – das war das Thema des Einkehrnachmittags des "Christlichen Frauen- und Müttervereins" für das Jahr 2016.
Gemeindereferentin Edeltraud Herrmann begrüßte die stattliche Runde von Frauen, die sich am
17. Februar im Pfarrheim versammelt hatte und stellte fest: "Auf der Suche nach dem ‚Mehr‘ haben Sie für heute bereits eine Entscheidung getroffen: Sie machen bei unserem Treffen mit".
DieTeilnehmerinnen, die sie anschließend durch das Programm des Nachmittags führte, motivierte sie mit einem Gedankenspiel: „Wenn wir fragen, wonach Sie suchen, was das gesuchte ‚Mehr‘ ist, könnten Sie vermutlich eine Antwort darauf geben, Sie würden zum Beispiel sagen: Ich möchte mehr zu mir kommen, ich möchte näher zu Gott finden, ich möchte mehr Sicherheit in meinem Glauben geschenkt bekommen… so oder ähnlich wären die Antworten“ .




Eigentlich bin ich ganz anders - 7 Wochen anders leben


"Es gibt Menschen", so fuhr Frau Herrmann fort, "die sind Suchende,
ohne zu wissen, was genau sie eigentlich suchen, oder wo sie suchen müssten,
um zu sich, zu Gott und zum Nächsten zu finden. Sie kennen den Weg, den die Kirche für die Suche nach dem „Mehr“ anbietet nicht: die Askese.
Dieses alte Wort heißt übersetzt eigentlich nichts anderes als „Übung“!
Eine Übung im Verzicht, im Loslassen.
Die Kirche kennt dafür besondere Tage und Zeiten, die österliche Bußzeit und auch die Adventszeit."

"Für viele Menschen ist heute auf der Suche nach dem „Mehr“ etwas anderes angesagt: die Wellness-Bewegung. Wellness antwortet mit Wohlfühlangeboten auf die Wünsche alltagsgestresster Menschen nach Ruhe, Entspannung und Selbsterfahrung."
"Inzwischen", so stellte sie fest, "begegnet uns das Wort überall. Wohlfühlen und fit sein – es gibt Wellness-Brot, Wellness-Shampoo, Wellness-Wochenenden in Bädern und Hotels, usw. …. Es tut sich ein unübersehbares Angebot auf.
Wellness ist also auch ein erfolgreiches Marketingangebot, bei dem am Ende jedes Produkt verspricht, dass wir uns in unserer Haut wohler fühlen, fit, entspannt und jung bleiben. "


Schale Wellness

"Es mag sein", so fasste Frau Herrmann ihre Überlegungen zusammen, "dass dies eine Antwort auf die Tradition unserer Kirche ist, die dazu geführt hat, dass die Dimension des Körperlichen über eine lange Zeitspanne hinweg in Theorie und praktischer Umsetzung ihrer Lehre vernachlässigt wurde. Dabei hat schon Teresa von Avila vor fünfhundert Jahren gesagt: -Tue deinem Leib etwas Gutes, damit die Seele darin wohnen kann!-"
"Heute betrachtet man dagegen Leib und Seele als eine Einheit, sie gehören zusammen.
Wellness ist wohl so etwas wie eine aktuelle Form der Besinnung. Aber kommt man mit Wellness auch Gott auf die Spur?"




Schale Askese

DieTeilnehmerinnen konfrontierte Frau Herrmann anschließend mit der Frage:
"Wie war der Weg Jesu?
War er ein Asket?"
"Die so gestellte Frage ist", so gab sie zu Bedenken, "ist gewiss seltsam und irritierend."
"Ein Asket ist ja mehr oder weniger einer,
der streng enthaltsam lebt und sozusagen dauernd Buße tut.
Passt diese Vorstellung auf Jesus?"
Um eine Antwort zu finden, setzten sich
die Frauen mit einer Reihe von Bibelstellen auseinander. Dabei stellten sie fest, dass Jesus gefastet hat , um frei zu werden für Gottes Ruf.


Sie fanden auch Beispiele von Propheten und Heiligen die fasteten und als Asketen lebten, wie Johannes den Täufer und später Franz von Assisi. Die Sehnsucht nach dem „Mehr“ trieb sie, sich von allem freizumachen, was die Seele zuschüttet, was sie besetzt.
Das ist echte Askese! Diese darf nicht zum Selbstzweck werden. Sie funktioniert nicht, wo sie nur von außen verordnet ist. Sie ist ein selbstgewähltes, freiwilliges Loslassen in der Erwartung, dass das Weniger zum „Mehr“ führt.





Weg mit Plakaten und Büchern


Während der Pause konnten sich die Frauen mit Kaffee und Kuchen stärken und sich miteinander austauschen. Anschließend weckte Frau Herrmann mit Plakaten und einschlägiger Literatur zum Thema wieder das Interesse ihrer Zuhörerinnen.
In einer Einzelbesinnung gingen sie der Frage nach, was sie loslassen und was sie gewinnen möchten – wovon habe ich zu viel, wovon zu wenig?
Dann sangen sie gemeinsam das Lied ‚Der mich atmen lässt, bist du lebendiger Gott‘ und beteten zusammen noch einen Askese- und einen Wellnesspsalm.


Askesepsalm:

Gott, du mein Gott, dich suche ich
Meine Seele dürstet nach dir
Nach dir
Schmachtet mein Leib
Wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser

Psalm 63,2

Wellnesspsalm:

Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle

Zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit



Psalm 16,11


Zuletzt stellten die Teilnehmerinnen
das Symbol für "Wellness", eine gefüllte Schale, und das Symbol für "Askese",
eine leere Schale in der Mitte zusammen.
„Die Schalen, die Askese und Wellness symbolisieren, sind nun nahe zusammengerückt.
Sie erscheinen uns nicht mehr als zwei voneinander entfernte Gegensätze. Egal, womit die Suche nach dem ‚Mehr‘ beginnt, mit Wellness oder Askese, beides ist möglich und am wichtigsten ist es, sich überhaupt auf den Weg, auf die Suche nach dem ‚Mehr‘ zu begeben“, mit diesen Worten fasste Gemeindereferentin Edeltraud Herrmann das Ergebnis des diesjährigen Einkehrtages zusammen.



Beide Schalen sind in der Mitte zusammengerückt.

Zum Schluß dankte die Vorsitzende des Christlichen Frauen - und Müttervereins, dem Vorbereitungsteam sowie den Kuchenbäckerinnen für ihre Unterstützung und überreichte
Frau Herrmann ein Buchgeschenk.
Eine Dankandacht in der Pfarrkirche bildete den Abschluss dieses gelungenen Einkehrtages.


Text: Edeltraud Herrmann, Bilder: Edeltraud Herrmann