Pfarrgeschichte


Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zum 19. Jahrhundert

Da im Bistum Regensburg nach dem Dreißigjährigen Krieg ein enormer Mangel an Weltpriestern herrschte, überantwortete man die Seelsorge in den rekatholisierten Landstrichen auf dem Nordgau häufig Ordensleuten, so auch in Zeitlarn, wo die pastoralen Belange bis 1716 zumeist von Mitgliedern des Regensburger Augustinereremitenklosters St. Salvater wahrgenommen wurden, wenn die Stiftsherren der Alten Kapelle hierfür keinen ihrer Kooperatoren bzw. Vikare erübrigen konnten. Die in der Literatur bis dato schier durchgängig vertretene Ansicht, das Augustinerchorherrenstift St. Mang in Stadtamhof habe damals die Pfarrei Zeitlarn betreut, ist schlichtweg falsch.

Das bestätigt nicht nur ein Blick in die mehrbändige „Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten" von Adalbero Kunzelmann, sondern auch ein Priestergrabstein an der Außenmauer der Zeitlarner Pfarrkirche, dessen nicht mehr vollständig erhaltene lateinische Inschrift besagt, dass hier der am 6. Juli 1664 verstorbene „Pater Petrus Klinger, Sohn des Regensburger Konvents" begraben liegt. Wäre Petrus Klinger ein Augustinerchorherr von Stadtamhof gewesen, dann stünde vor seinem Namen wahrscheinlich ein „D." für Dominus anstatt ein „P." für Pater; auf jeden Fall aber hätte man die Konventszugehörigkeit nicht mit „Ratisbonensis" angegeben, vielmehr mit der adjektivierten lateinischen Ortsbezeichnung für Stadtamhof, das ja damals nicht zum reichsstädtisch-regensburgischen Hoheitsgebiet gehörte, sondern auf bayerischem Boden lag.
Grabstein des im Text erwähnten Paters Petrus Klinger an der Außenmauer der Pfarrkirche
Das genannte Standardwerk von Kunzelmann benennt im sechsten Band noch einige weitere im Regensburger Kloster stationierte Augustiner, die als Pfarrprovisoren in Zeitlarn gewirkt haben, nämlich die Patres Hermann Ebner (1697), Nikolaus Tolentinas Anglspurger (1706) und Aurelius Rieger (1715). Der Nachfolger des Letzteren war dann mit Pfarrprovisor Martin König (1716-1729) wieder ein Weltpriester, deren Abfolge bei Hans Köppl bis herein in die unmittelbare Gegenwart lückenlos aufgelistet ist. Das verstärkte seelsorgerliche Engagement der Regensburger Augustinereremiten erstreckte sich übrigens im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert auch auf die Dörfer Hainsacker und Lappersdorf; in Regensburg selbst betreuten sie zur selben Zeit neben ihrer Ordenskirche „am Judensteg" beim heutigen Neupfarrplatz auch die beiden adeligen Damenstifte Ober- und Niedermünster.

Die Auskünfte, die die einschlägigen gedruckten Quellen über das pfarrliche Leben in Zeitlarn nach der Rekatholisierung und über den Vorgängerbau der heutigen Pfarrkirche geben, sind eher dürftig. Doch erfahren wir aus der Bistumsbeschreibung von 1723/24 für die Barockzeit immerhin Folgendes: An allen Sonn- und Feiertagen fand in der Pfarrkirche ein Gottesdienst statt, beginnend um 8.30 Uhr, ausgenommen nur jene Tage, an denen in der Schlosskapelle Regendorf das Patrozi- nium (Dreifaltigkeitssonntag) und das Kirchweihfest (Sonntag vor Michaeli) gefeiert wurden; in Zeitlarn selbst beging man das Patrozinum am Fest des hl. Apostels Bartholomäus und die Kirchweihfeier am „Skapuliersonntag" (Sonntag nach dem Skapulierfest am 16. Juli); beim Pfarrgottesdienst an Sonn- und Feiertagen hielt der Provisor abwechselnd eine Predigt oder eine „Katechese für Erwachsene"; nachmittags erteilte er Sonntag für Sonntag den Jugendlichen eine Katechese (sog. Christenlehre), und zwar im Winter im Pfarrhof und im Sommer in der Kirche; an Prozessionen unternahm die Pfarrei außer den kirchenamtlich vorgeschriebenen nur zwei, nämlich am Bittsonntag nach Wenzenbach und am Mittwoch in der Pfingstwoche nach Donaustauf; auch gab es in Zeitlarn bereits einen Lehrer, der die Kinder aber nur den Winter über „mit lobenswerter Sorgfalt" unterrichtete;

Innenansicht des Vorgängerbaus der heutigen Pfarrkirche; vgl. Heimatkundliche Sammlung, S.130
die Pfarrei zählte damals 429 Seelen, und was schließlich die Ausstattung der Pfarrkirche anbelangt, so besaß sie drei Altäre, wobei der Hochaltar dem Kirchenpatron Bartholomäus gewidmet war, der rechte Nebenaltar der Gottesmutter und der linke dem hl. Georg. Letztere Angabe ist insofern bedeutsam, als sie signalisiert, dass die mittelalterliche Kirche in der Barockzeit einem Neubau weichen musste oder zumindest im Inneren gründlich umgestaltet wurde. Denn noch die Matrikel des Erzdechanten und Generalvisitators Gedeon Forster von 1665 benennt für die beiden Nebenaltäre eine andere Dedikation; damals stand rechts ein Kreuzaltar und links einer zu Ehren des heiligen Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde, der seinerseits auf die enge Beziehung zum Kollegiatstift der Alten Kapelle hinweist, das Kaiser Heinrich II. begründet hat. Allerdings legt die auf Seite 130 der schon mehrfach erwähnten Chronik von Hans Köppl wiedergegebene Innenansicht des Vorgängerbaus der heutigen Pfarrkirche die Vermutung nahe, dass dieser einschiffige saalartige Vorgängerbau um die Mitte des 18. Jahrhunderts noch einmal eine andere, dem beschwingten Rokokostil verpflichtete Ausstattung erhielt.

Text: Prof. Dr. Karl Hausberger, Streiflichter auf die Geschichte der Pfarrei Zeitlarn, in: Orgelweihe Zeitlarn S.27-29, hg.,Pfarrei St. Bartholomäus Zeitlarn, 2004