Leonhard im November
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Heiliger Leonhard

Einsiedler von Limoges - 6. November

Der hl. Leonhard zählt zu den am meisten verehrten Heiligen
des Alpenraumes. Seine Lebensgeschichte wurde im 11. Jahrhundert
in der Historia des Ademar von Chabannes aufgezeichnet. Die Verehrung
des Heiligen hatte zu dieser Zeit eine Intensität erreicht, die es der Kirche
notwendig erscheinen ließ, die Lebensdaten Leonhards zu sammeln.
Der Bischof von Limoges bat seinen Amtskollegen in Chartres um
Informationen über Leonhard und erhielt dabei folgende Auskunft:
Leonhard wurde in der Provinz Gallien geboren, in der Nähe von Limousin
im heutigen Zentralfrankreich. Sein Taufpate war der Frankenkönig
Chlodwig (+ 511), der das Merowingerreich begründet und selbst erst
durch seine Frau das katholische Christentum angenommen hatte.
Die Eltern Leonhards kamen aus der weitverzweigten Familie Chlodwigs.
Sein Vater hatte unter der Palastwache des Königs eine führende Stellung.
Das war ein erstes Ergebnis der Nachforschungen. Auf diesen
Aufzeichnungen Ademars beruhen alle späteren Lebensbeschreibungen
des hl. Leonhard. Eine der schönsten Fassungen der Legende geht dabei
auf Jacobus de Voragine (+ 1298) zurück, Dominikanermönch
und Erzbischof von Genua:
»Leonhard soll um das Jahr 500 gelebt haben. Vom heiligen Remigius,
dem Erzbischof von Reims, wurde er getauft. Der lehrte ihn im Glauben.
... Leonhard selbst war beim König in solchen Gnaden, dass alle
Gefangenen, die er besuchte, bald freigelassen wurden. Da nun der Ruf
seiner Heiligkeit wuchs, bat ihn der König, dass er bei ihm bleibe, damit
er ihm zur rechten Zeit ein Bistum geben könne. Das lehnte er aber ab,
denn sein Sinn stand nach Einsamkeit. Darum ließ er alles zurück und
zog mit seinem Gesellen Liphardus nach Orleans. Dort lebten sie
einige Zeit in einem Kloster. Danach trennten sie sich, denn Liphardus
wollte an den Ufern der Loire als Einsiedler leben. Leonhard aber
wollte auf Mahnung des Heiligen Geistes in Aquitania predigen. So predigte
Leonhard, tat Wunder und wohnte in einem Wald nahe bei der Stadt Limoges.
Da war auch ein Schloss des Königs für die Jagd gebaut worden. Es geschah
eines Tages, dass der König dort jagte und die Königin aus Kurzweil
mitgefahren war. Da bekam sie Geburtswehen und war in
großen Nöten. Der König und sein Gesinde klagten darüber und da Leonhard
zufällig durch den Wald ging, hörte er die Stimmen der Klagenden und
ging in großem Mitleid dorthin. Da der König ihn rief, trat er zu ihm ein.
Der König fragte ihn, wer er wäre. Als er hörte, dass er ein Jünger des
heiligen Remigius gewesen sei, gewann er Vertrauen. Denn er glaubte, dass
ihn der große Meister viel gelehrt haben müsste. So führte er ihn zur Königin
und bat ihn, dass er ihm mit seinem Gebet sein Weib wiedergebe und bei
der Geburt seines Sohnes helfe und ihm so zweifache Freude spende.
Da betete der Heilige und seine Bitte wurde gewährt. Der König bot
ihm einen großen Schatz an Gold und Silber, aber er wollte es nicht
nehmen und mahnte ihn, dass er es den Armen geben sollte. Er sprach:
,Von allem diesem brauche ich nichts; ich begehre nichts anderes, als
allein in einem dieser Wälder zu wohnen, fern von allen Schätzen
der Welt, und möchte nur Gott dem Herrn dienen.‘ Da wollte ihm der König
den ganzen Wald geben. Er aber sprach: ,Den ganzen Wald mag ich nicht
nehmen, ich begehre allein soviel, als ich in einer Nacht mit meinem Esel
umreiten kann.‘ Das gewährte ihm der König mit Freuden. So baute er sich an
der Stätte ein Kloster und lebte dort mit zwei Mönchen, die sich zu ihm
gesellt hatten, in großer Enthaltsamkeit. Da aber das Wasser von ihnen
eine Meile entfernt war, ließ der Heilige einen trockenen Brunnen
in die Tiefe graben; und als er betete, wurde er voll Wasser. Die Stätte selbst
nannte er Nobiliacum, weil sie ihm von einem edlen König gegeben
worden war. Dort wirkte er große Wunder. Wenn er einen Gefangenen
mit Namen im Gefängnis anrief, so rissen dessen Fesseln sogleich und
er ging frei davon, ohne dass ihn jemand hindern konnte. Der Gefangene kam
dann zu dem Heiligen und brachte ihm seine Fesseln oder Ketten dar.
Viele dieser Befreiten blieben bei ihm und dienten dem Herrn. ...
Zuletzt fuhr der heilige Leonhard auf zum Herrn, strahlend durch
so viele Tugenden. Es geschahen an dieser Stelle noch viele Wunder.
Doch wurde den Klerikern seiner Kirche zuletzt offenbart, dass sie ihm
an einem anderen Ort eine Kirche bauen sollten, denn die Stätte war
für den Zudrang des Volkes zu klein. Mit Würde sollten sie seinen
Leichnam dorthin überführen. So fasteten und beteten sie mit dem Volk
drei Tage lang und als sie aufsahen, war überall Schnee gefallen, bis auf
die Stelle, wo der heilige Leonhard ruhen wollte. Dahin überführten sie
den heiligen Leichnam. Wie viel Wunder der Herr an den Gefangenen
durch ihn wirkte, das bezeugen die unzähligen eisernen Ketten,
die vor seinem Grab aufgehängt sind.«


Brauchtum und Verehrung


Der eigentliche Leonhardskult begann, nachdem im 11. Jahrhundert
seine Reliquien öffentlich ausgestellt wurden. Von Frankreich verbreitete
er sich rasch nach Süden und Osten, was auch mit den Kreuzzügen
zusammenhängt, in denen Leonhard als Patron der Gefangenen eine
besondere Bedeutung als Fürsprecher zukam. In dieser Eigenschaft und
später auch als Patron der Pferde und des Hornviehs wurden ihm
hauptsächlich eiserne Weihegaben wie Hufeisen und Ketten dargebracht.
Heute werden ihm vor allem Votivtafeln und Kerzen gestiftet. Seine Verehrung
in Altbayern ist ungebrochen und zeigt sich Jahr für Jahr in den
großen Leonhardifahrten landauf und landab wie Grafing, Kreuth,
Tölz, Fürstenfeldbruck oder - im Bistum Augsburg - Inchenhofen, das früher
zum Zisterzienserkloster Fürstenfeld gehörte und eine
der größten Wallfahrten des Mittelalters war.


Darstellung, Attribute, Patronate


In der Kunst wird Leonhard früh dargestellt. Vom Ende des 13. Jahrhunderts
stammt die Plastik aus dem Würzburger Dom, die Leonhard mit seinen
maßgebenden Attributen zeigt: Abtstab, Kette und Buch. Sein Urpatronat ist
der Schutz der Gefangenen. Daraus und aus seiner Lebensbeschreibung
entwickelten sich alle anderen Patronate: Patron der Gebärenden;
Patron der Geisteskranken - auch sie wurden früher in Ketten gehalten;
Patron all derer, die »in mancherlei Bande verstrickt sind«
Leonhard als Nothelfer schlechthin; Beschützer der Tiere.
Als Viehpatron wird er in Bayern zum »Bauernherrgott«, zum Helfer in
allen Situationen des bäuerlichen Lebens, die Gefangenenkette wird
zur Viehkette, zu seinen Füßen erscheinen Pferd und Rind.